Der Kreis ist geschlossen – Mein Fazit

 

Still und heimlich bin ich vor mehr als einer Woche nach Cairns, dem Ausgangspunkt meiner Reise, zurückgekehrt. Keine Fanfaren erklangen, keine Jubelstürme brandeten auf. Warum auch? Ich bin mit Sicherheit nicht der erste, der den australischen Kontinent umrundet hat. Und dennoch wird niemand vor mir oder nach mir dieses Land genauso sehen, wie ich es gesehen habe. 11 Monate habe ich hier verbracht, bin fast 43.000 Kilometer gefahren, habe alle sechs Staaten und die beiden Territorien durchreist, bin in allen 8 Hauptstädten gewesen und habe die Five Corners besucht. Mehr als 80 Nationalparks lagen auf meinem langen Weg, dazu unzählige Städte, darunter einige, an die ich mich nicht einmal mehr erinnern kann.

Aber sollte ich diese Reise daran messen, was ich gesehen habe oder daran, was ich alles verpasst habe? Hier sitzend und die Reise noch einmal vor meinem inneren Auge ablaufen lassend, fallen mir all jene Orte ein, die ich aus dem einen oder anderen Grund nicht besucht habe. Tunnel Creek, Geiki Gorge, Windjana Gorge, Cape Leveque, 80 Miles Beach, D’Entrecasteaux NP, Wave Rock, Beard Bay. Es sind erstaunlich wenige Orte, die mir rückblickend einfallen. Umso mehr zeigt es mir, was ich alles, trotz der zweieinhalb Monate, die ich zwischen Katherine und Port Hedland verloren habe, an unglaublich schönen Dingen gesehen habe.

Doch bin ich seinerzeit mit gewissen Vorstellungen und Zielen hergekommen, die nun eine objektive Betrachtung erfordern. Was habe ich mir zu entdecken erhofft?

Die Zukunft! Sie liegt vor mir, aber entdecken lässt sie sich nicht. Sobald ich sie zu erreichen glaubte, verwandelte sie sich in die Gegenwart. Sie zu entdecken ist eine Lebensaufgabe, der ich mich nun mit anderen Augen zu stellen gedenke.

Den Tasmanischen Tiger! Gesehen habe ich ihn nicht, doch habe ich auch (trotz aller Vorhaben) nie wirklich intensiv gesucht. Zumindest weiß ich jetzt, wie ich es angehen würde, falls (oder sollte ich sagen „wenn“) ich nach Tasmanien zurückkehre.

Die Hauptsache! Einige werden wissen, was sich hinter diesem Ausdruck verbirgt. Und jene wissen aus den vorangegangenen Berichten, dass ich nicht fündig geworden bin. Australien war wohl doch nicht der Ort zur Erfüllung dieser Aufgabe.

Objektiv gesehen, habe ich also nichts von dem geschafft, was ich vorher auf meine Fahnen geschrieben habe. Schade drum, aber … mir doch egal. Ich nehme auch ohne diese drei unvollendeten Vorhaben mehr mit nach Hause, als ich mir im Vorwege vorzustellen vermocht habe.

 

Eine Frage, die mir des Öfteren von Menschen, denen ich auf meinem Weg begegnet bin, gestellt wurde, ist, was mir am besten gefallen hat. Ich habe daher nach langen Überlegungen meine Favoriten zusammengestellt.

 

Meine Top III

Staaten:

Tasmanien, Western Australia, Queensland

Capitols:

Sydney (NSW), Melbourne (VIC), Perth (WA)

Städte:

Strahan (TAS), Coober Pedy (SA), Derby (WA)

Regionen:

Cape York (QLD), Kimberleys (WA), Westcoast (WA)

Nationalparks:

Lawn Hill (QLD), Cape Range NP (WA), Great Sandy NP (QLD)

Inseln (exklusive Australien und Tasmanien):

Rottnest Island (WA), Fraser Island (QLD), Maria Island (TAS)

Strände:

Two Peoples Bay Nature Reserve (WA), Cooks Beach (TAS), Fraser Island’s Westcoast (QLD)

Tiere:

Schnabeltier, Schnabeligel, Tasmanischer Teufel

Doch was nun? Ich kann mich an Zeiten erinnern, als ich durch Australien fuhr und trotz oder gerade wegen der Schönheit dieses Landes gemerkt habe, wie wunderschön Deutschland ist. Und eben aus dieser Erfahrung heraus werde ich nicht sofort nach Hause zurückkehren, sondern noch ein paar Wochen Asien bereisen. Durch dieses Kontrastprogramm erhoffe ich mir einfach, all das, was ich hier gesehen habe, noch mehr schätzen zu lernen. Es mag für Außenstehende unverständlich klingen, aber ich glaube, dass dies das Richtige für mich und auf eine skurrile Weise Notwendige ist. Und somit wird meine Reise weitergehen. Denn …

 

I still haven‘t found what I am looking for.


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Kommentare: 3
  • #1

    Tomke (Dienstag, 28 Mai 2013 14:32)

    ... wie ich einst in einem Text schrieb "Der Sinn des Lebens ist es, nach einem Sinn im Leben zu suchen"...

    Ich wünsche dir für Asien alles Gute!

  • #2

    Thore (Dienstag, 28 Mai 2013 23:00)

    Lieber Jochen,
    herzlichen Glückwunsch zum Abschluss deiner Rundtour! Ich glaube, jeder der auch nur ansatzweise deinen Blog verfolgt hat, freut sich mit dir. Die spannenden Abenteuer, die wir hier lesen durften, sprechen für sich und lassen die Hauptsache doch eher nebensächlich erscheinen.
    Danke, dass du uns immer mit faszinierenden Bildern und Berichten auf dem Laufenden gehalten hast.
    Ich wünsche dir für deinen Asien-Urlaub nur das Beste.
    Keep us updated ;-)

  • #3

    Andreas (Mittwoch, 29 Mai 2013 21:49)

    Lieber Jochen,
    auch von mir einen herzlichen Glückwunsch für die geschaffte Umrundung. Irgendwie ist es aber auch schade, denn für uns "Daheimgebliebene" war es immer spannend, mit Dir ein wenig in der Welt umherzufahren zu dürfen und tolle Bilder zu sehen. Vielen Dank dafür.
    Für den letzten Teil Deiner Reise wünsche ich Dir nicht nur ein Kontrastprogramm, sondern auch schöne Begegnungen und bleibende Eindrücke.
    Vielleicht findest Du ja hier die Antwort auf die die Frage nach dem "Klang EINER klatschenden Hand".
    Lg
    Andreas

Magnetic Island

 

Wenn einem in Australien jemand sagt, dass man unbedingt zu einem bestimmten Platz fahren muss, dann sollte man dies mit Vorsicht genießen. Denn oft zeigt sich, dass sich der Geschmack anderer nicht mit dem eigenen deckt. Selbst dann, wenn diese Empfehlung von Menschen kommt, die man einigermaßen kennt. Wenn man aber aus verschiedenen Quellen und gehäuft das gleiche positive Urteil über den gleichen Ort hört, dann kann es sich lohnen, einen Abstecher zu machen. So machte ich mich also auf den Weg zur Fähre von Townsville zum 8 Kilometer entfernten Magnetic Island, einer Insel voller einsamer Buchten und Strände, verschlungener Wanderwege und einer Menge gleichgesinnter Menschen. Zweimal habe ich meinen Aufenthalt auf der Insel verlängert, was durchaus ein Zeichen dafür ist, dass ich mich dort wohlgefühlt habe. Tatsächlich zähle ich diese Insel nunmehr zu jenen Zielen an der Ostküste, die man unbedingt besuchen muss. Denn egal was man auf diesem 8 x 8 Kilometer großen Eiland sucht, man wird es finden. Ich bin mir sicher, dass ich auch den blaugeringelten Oktopus gefunden hätte, wenn ich länger geblieben wäre. Doch auch der Tintenfisch, der sich mir in mindestens drei verschiedenen Farben zeigte, machte mich froh und belohnte mich für die Wanderung von der Ost- an die Westküste.

Es sind Orte wie dieser, die mich insgeheim hoffen lassen, dass ich das Auto schnellstmöglich in Cairns verkaufen kann, um dann genug Zeit zu haben, die Ostküste Australiens wieder bis Sydney herunterzufahren, um jene Plätze erneut zu besuchen, die es wirklich verdient haben. Doch das wird sich alles erst in Cairns entscheiden, wenn ich dort in ein paar Tagen ankomme.


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Whitsunday Islands

 

Als ich mich am Abend auf den Weg zur Anaconda III machte, standen die Wolken tief am Himmel und versprachen Regen. Und dieser ließ nicht lange auf sich warten. Jeder der dreißig Abenteuerlustigen befürchtete nur das Schlimmste für die nächsten drei Tage, wo wir uns doch alle nichts weniger als das Paradies wünschten: weiße Strände, türkisfarbenes, klares Wasser, blauen Himmel und ein Riff voller Korallen und Fische. Somit legten wir mit gemischten Gefühlen von Airlie Beach ab, um den Trip zu den Whitsunday Islands in Angriff zu nehmen. Es dauerte eine ganze Weile, bis unser 98 Fuß langes Segelboot den ersten Ankerplatz erreicht hatte. Erschöpft legten wir uns in die schaukelnden Kojen, um am nächsten Tag von Wolken und leichten Schauern begrüßt zu werden. Somit war auch der erste Schnorcheltrip ein wenig getrübt. Und auch der aufkommende Wind verhinderte eine direkte Weiterfahrt zum äußeren Riff, jenem Abschnitt, dem alle entgegenfieberten. Mit den Wettervorhersagen für den nächsten Tag sanken unsere Hoffnungen weiter. Umso erfreuter waren wir, als wir uns dann doch am nächsten Tag auf den langen Weg durch die aufgewühlte See machten. Himmel, wurden wir durchgeschüttelt. Doch all die Strapazen waren es wert, denn das Great Barrier Reef erstrahlte in all seinen Farben, das Wasser war absolut klar und die Fische traten in Massen auf. Ein Traum unter Wasser. Stundelang schnorchelten wir das Riff rauf und runter, tauchten mit den Schildkröten um die Wette. Begeistert, sprachlos und erschöpft segelten wir zurück, diesmal bei ruhiger See, denn das Wetter hatte sich mit der Ankunft am Riff schlagartig zum Guten gewendet. Noch stundenlang redeten wir an jenem Abend bei lauer Brise über unsere Eindrücke. Und glücklicherweise hatte ich meine Füße nicht in dem Moment im Wasser baumeln, als der Box Jellyfish, die berüchtigte Würfelqualle ihre Runden um das Boot zog. Sonst hätte ich wohl nicht den nächsten Morgen erlebt, an dem die Sonne in dem Moment durchkam, als wir am Whitehaven Beach ankamen. Leider war unsere Zeit dort nur kurz bemessen, denn die Rückkehr in den Heimathafen rief.

Es war ein genialer Trip, nicht zuletzt wegen der Menschen auf dem Boot. Es ist eine Erinnerung fürs Leben.


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  • #1

    Anja (Samstag, 18 Mai 2013 15:18)

    Super Bilder!

Queenslands Hinterland: Carnarvon und Eungella

 

Bevor es in Kürze auf das Segelboot zu den Whitsunday Islands geht, dachte ich mir, dass ich einem Ratschlag folge und die Carnarvon Gorge besichtige. Und auch wenn es einen durchaus beachtenswerten Umweg bedeutet hat, so hat es sich dennoch auf die eine oder andere Weise gelohnt. Auch wenn sich das mir altbekannte Problem einstellte, dass es nichts wirklich Neues für mich war, so waren die paar Tage in der Abgeschiedenheit der Schlucht fernab der Zivilisation dennoch erholsam. Außerdem fiel mir anschließend der Weg nach Eungella nicht mehr so schwer, weil ich eh schon weit ab vom Schuss war. Keiner konnte erwarten, dass sich der Regenwald dort auch als solcher darstellen sollte. Dies bedeutete wiederum, dass die Blutegel vermehrt auftraten. Einer hat dann auch tatsächlich den Weg in meine Socke gefunden … eine Erfahrung mehr. Man könnte fast annehmen, dass dieser Abstecher komplett ins Wasser gefallen ist, doch ich liebe es einfach, stundenlang im Regen am Ufer zu sitzen und Schnabeltiere zu beobachten. Diese drei Sekunden, in denen man sie sieht, bevor sie wieder für 2 bis 10 Minuten untertauchen, sind unglaublich. Man kann einfach nicht genug Fotos von ihnen machen.

Und nun bleibt nur noch die Hoffnung, dass der Sturm abklingt, der Regen aufhört und sich die Wolken verziehen. Denn die Whitsundays möchte ich bei perfektem Wetter erleben!


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Hit it hard, Mate: Fraser Island

 

Die drei Tage, die ich in Noosa verbracht habe, dienten eigentlich nur der Vorbereitung der kommenden Ereignisse. Insbesondere Fraser Island lag mir dabei besonders am Herzen. Denn so viele Dinge hatte ich schon über diese reine Sandinsel gehört, dass ich mir nicht mehr sicher sein konnte, was ich mir vorstellen sollte. Vorsichtshalber ließ ich das Auto vorher noch einmal durchchecken, damit ich keine bösen Überraschungen erleben sollte. Und dann ging es los. Mit der Autofähre ging es rüber auf die120 km lange und maximal 25 km breite Insel, die nur aus Sand besteht. Geschichten über dort steckengebliebene Autos hatte ich im Übermaße gehört. Und auch mich traf es frühzeitig, doch ich kam aus eigener Hilfe raus. Nicht aber die drei gestandenen Kerle, die es an gleicher Stelle versuchten. Zum Glück weiß ich mittlerweile, wie man andere aus dem Dreck zieht. Danach wagte ich den zweiten Versuch, die feinsandige Rampe ins Inland zu bewältigen. Und mit dem Kommentar des Hintermannes ging es reibungslos: „Hit it hard, Mate!“ Dann eröffnete sich mir die Insel, die ich mir vorher nicht vorzustellen vermochte: Glasklare Süßwasserseen, grüne Wälder, perfekte Strände, wilde Brandung, Seewasserpools und die Strandautobahn. Ein Paradies wie Fraser Island kann man sich nicht vorstellen, man muss es erleben. Zugegeben, ökologisch gesehen ist der Verkehr dort eine Katastrophe, aber die Insel ist der reine Spaß. Selbst wenn man hilft, Autos aus einem Priel mit Treibsand zu ziehen, oder abends die wilden und zum Teil aggressiven Dingos ums Zelt schleichen. Leuchtet man mit der Taschenlampe in die Dunkelheit, sieht man ihre grünen Augen leuchten. Lange habe ich gebraucht, um das Besondere an der Ostküste zu finden. Nun weiß ich, wo es ist: Fraser Island!


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