Pico
Die letzten Tage meiner Reise sind angebrochen. Drei Tage habe ich auf Pico. Und drei Dinge möchte ich erleben: Gruta das Torres, Walbeobachtung und Pico-Besteigung. Um alles zu schaffen, habe ich mir einen Roller gemietet. Dabei erfuhr ich, dass die Gruta das Torres ausgebucht ist. Doch ein persönlicher Besuch und die Tatsache, dass ich allein reise, erbrachten mir einen Platz zwei Tage später. Auf dem Zeltplatz erfuhr ich von einem tschechischen Pärchen, das ich auf Sao Miguel erstmalig getroffen habe, dass die Pico-Besteigung fast immer ausgebucht sei und man früh (3 Uhr nachts) da sein müsse, um eventuell noch einen Restplatz zu ergattern. Also begann der nächste Tag für mich um 1.30 Uhr. Doch leider reichte das nicht aus, denn erstmalig in dieser Saison waren alle Plätze bereits um diese Uhrzeit vergeben. Meine Hoffnung bestand also darin, dass jemand am Morgen seinen Platz nicht antrete würde und ich als Nummer 1 der Warteliste nachrücken würde. So geschah es dann auch, sodass ich um 8 Uhr die 4 Kilometer und 1200 Höhenmeter in Angriff nahm. Wie der Zufall es wollte, kamen mir viele entgegen, sodass ich am Gipfel, dem höchsten Punkt Portugals, für 30 Minuten allein auf 2351 Metern Höhe war. Keine zwei Stunden später war ich wieder unten und versuchte mein Glück zu strapazieren, indem ich nach Lajes fuhr, der Hauptstadt der Walbeobachtung. Fast hätte es auch da geklappt. immerhin konnte ich für den nächsten Tag einen Platz ergattern. Somit hatte ich am Abend ein Ziel abgehakt und zwei weitere gebucht.
Mein zweites Ziel war die Walbeobachtung, die auf Faial ja nicht geklappt hatte. Und auch wenn ich ein wenig mehr gezahlt habe, so bevorzuge ich richtige Boote gegenüber den schnelleren Hartschalenbooten. In kleiner Gruppe, in der ich wegen meines Akzents als Australier geführt würde, ging es hinaus. Das Wetter spielte mit, die See war nahezu glatt. So dauerte es auch nicht lange, bis uns ein Seiwal vors Boot schwamm und uns einige Minuten begleitete. Wenig später sahen wir in einiger Entfernung die ersten Pottwale. Doch es blieben nicht die einzigen. Immer mehr kamen zum Vorschein. Entspannt schwammen sie an der Oberfläche. Extreme Spannung kam auf, als ich im Augenwinkel einen springenden Pottwal sah. Leider wiederholte er dies nicht, sodass das heißersehnte Foto nicht zustande kam. Doch der Moment hat sich in meinem Gedächtnis eingebrannt. Denn genau wegen solcher Momente fahre ich immer wieder hinaus. Und kurze Zeit später sprangen mehrere Sowerby-Zweizahnwal aus der Familie der Schnabelwale, sodass ich ein paar unscharfe Fotos machen konnte. Man hat ja nie das richtige Objektiv dabei. Abgeschlossen wurde der Waltag durch eine Schule Delfine, die um das Boot herumschwammen. Auf Faial habe ich gesagt, dass ich für Delfine nicht rausgefahren wäre, dabei bleibe ich. Doch als Abschluss eines Tages sind sie unübertrefflich. Kurz vor dem Hafen trafen wir noch auf einen Schwarm Gelbschnabelsturmtaucher, sodass ich auch hier endlich zu meinem Foto kam. Zufrieden und erschöpft wie ich war, bin ich auf der Rückfahrt in den Hafen mehrfach auf dem Deck eingeschlafen. Doch der Tag war noch nicht vorbei.
Denn am späten Nachmittag stand noch der Besuch der Gruta das Torres an. Auch wenn sie auf der anderthalbstündigen Führung nur wenige neue Eindrücke zutage gebracht hat, lohnte sich der Besuch der etwa 500 Meter langen Röhre. Doch das Fotografieren fiel mir schwer aufgrund der naturbelassenen Höhle, die ohne Scheinwerfer ausgestattet ist. Zumindest konnte ich mit diesem Besuch den dritten Haken an meine Ziele setzen. Der letzte Tag stand also der Kür zur Verfügung.
Die Kür begann bei aussichtsreichem Wetter. Doch die Wolken blieben am Pico hängen, sodass sich die grauen Wolken über der Insel verbreiteten. Niesel ging hin und wieder hernieder, jedoch nicht genug, um die Seen im Inland zu füllen. Es war ein eher trister Tag - Abschiedsstimmung, auch wenn die Sonne abends nochmal rauskam. Am Tag des Abflugs hatte ich noch ein paar Stunden, sodass ich die Gegend um den Flughafen erkundete. Doch ich war müde, erschöpft und gesättigt. Pico hat sich sowohl als lohnenswertes Ziel als auch als gelungene Abschlussinsel herausgestellt. Ich verlasse Pico mit einem positiven Gefühl. Der Kreis schließt sich - Auf nach Terceira!